Wo liegt der Mehrwert in der Schwarzweiss-Fotografie?

[Yeats]

Als leidenschaftlicher sw-Fotograf möchte ich mich auch kurz dazu äußern.

Es geht ja nicht darum, dass man die entstandenen Bilder vergleicht und dann sagt, das eine gefällt mir in Farbe besser als in sw oder umgekehrt. Ich fotografiere bewusst entweder in sw oder in Farbe und daraus folgt ja schon, dass es Motive gibt, die einfach in sw besser "funktionieren". Es geht bei sw eben um andere Aspekte, es geht viel stärker um Formen, Strukturen, Kontraste, Licht. SW-Fotografie ist auch keinesfalls trister als Farbfotografie, das ist ein völlig unpassender Vergleich! Und man hat auch keinesfalls direkt ein gutes SW-Bild, indem man ein (gutes) Farbbild mal eben entsättigt und auf sw dreht. Die Herangehensweise an ein gutes SW-Foto fängt im Kopf an und nicht erst später bei der Bearbeitung.

Hilfreich sind dabei Kameras, bei denen man SW-Bildstile einstellen kann und wo sich auch der Sucher dann auf SW umstellt. Das sollten mittlerweile alle aktuellen Kameras können. Noch besser wird es dann mit dezidierten Monochrom-Kameras, die das letzte Bisschen Auflösung und Kontrast auch bei hohen ISO herauskitzeln. Das ist aber ein ganz anderes Thema. Wer sich aber dafür interessiert, sollte diesen Schritt gehen.

[polistro]

Ich sehe da noch einen anderen Aspekt. Ein Bild bringt ja nicht nur eine Bildinformation rüber, sondern weckt damit auch Assoziationen, Gefühle, Erinnerungen beim Betrachter. Die können je nach Farbe oder sw recht unterschiedlich sein.

Man, zumindest ich, ordne ein Bild irgendwie in einen Zusammenhang mit Bildern in meinem Kopf, meiner Erinnerung ein.

So könnte mir ein aktuelles sw-Portrait zB eine Stimmung aus dem Paris der sechziger Jahre hervorrufen, in Farbe ginge das eher nicht.

Andererseits, die unzähligen sw-Streetfotos mit leeren Plätzen, harten Schatten und Personen von hinten, nerven mich nur noch an, das sind für mich oft seelenlose Nachahmerfotos nach Lehrbuchrezept ausgeführt.

Besnders reizvoll finde ich Farbbilder, in denen tatsächlich, also in der Realität fast keine Farbe drin vorkommt, wo man est auf den zweiten Blick die Farbe wahrnimmt.